Monteverdi - Erinnerungen
Monteverdi's Musical Diaries
Claudio Monteverdi hat der Musikgeschichte eine Reihe von musikalischen Ideen geschenkt, die bis heute nachwirken – ostinate Bässe wie den „walking bass“, die Ciaccona oder den Lamentobass mit seinen vier absteigenden Tönen, dramatische Klagegesänge wie das Lamento d’Arianna, gehäufte Dissonanzen wie am Ende des Ballo delle ingrate, die bisweilen die Grenzen des Atonalen streifen.
Vieles davon war schon zu seinen Lebzeiten so erfolgreich, dass bald aus dem Blickfeld geriet, wer einst der Urheber dieser Erfindungen gewesen war. Am Ende seines langen Lebens beschloss Monteverdi, in zwei großen Veröffentlichungen noch einmal die Summe seines Schaffens zu ziehen und der Nachwelt eine Botschaft von all dem zu hinterlassen, was er in mehr als fünfzig Jahren kompositorischer Arbeit erdacht und vervollkommnet hatte – in dem weltlichen VIII. Madrigalbuch (1638) und der geistlichen Selva morale et spirituale (1641).
Diese beiden Sammlungen sind voll von musikalischen Erinnerungen an die zwanzig Jahre als Hofmusiker in Mantua und an fast dreißig Jahre Kirchendienst als Markuskapellmeister in Venedig, voll von Hinweisen auch auf all die kompositorischen Ideen, die ursprünglich aus seiner Feder stammten. Sie sind wie musikalische Tagebücher eines Komponistenlebens, in dem der eigene künstlerische Wille sich auch im Wirkungskreis seiner Amtspflichten als höfischer oder kirchlicher Musiker immer seinen persönlichen, individuellen Weg suchte.
Das Programm will Monteverdis künstlerischem Werdegang in seinen Werken nachspüren, seine sorgfältig von ihm selbst kuratierten Veröffentlichungen wie musikalische Tagebücher lesen und all jene musikalischen Ideen zum Klingen bringen, die ihm selbst so wichtig waren.
(Prof. Dr. Silke Leopold)
Eine CD zum Programm ist 2022 bei Sonymusic erscheinen und erhielt 2023 einen OPUS Klassik. (Fotos by David Nuglisch)